Frauengesundheit – Lücken in der medizinischen Forschung und Versorgung
Frauen verbringen laut neuen Studien einen größeren Teil ihres Lebens in mittel- bis schlechterer Gesundheit im Vergleich zu Männern. Diese alarmierenden Zahlen wurden kürzlich vom Sozialministerium veröffentlicht und von Alexandra Kautzky-Willer von der Medizinischen Universität Wien kommentiert.
Der Weltwirtschaftsforum-Bericht „Closing the Women’s Health Gap“ zeigt auf, dass Frauen im Durchschnitt 25 Prozent mehr Zeit in schlechterer Gesundheit verbringen als Männer. Besonders besorgniserregend ist, dass Frauen in klinischen Studien weiterhin unterrepräsentiert sind. Dies kann zu Datenlücken führen und die Diagnosestellung verzögern.
In Österreich zeigt sich eine ähnliche Diskrepanz, auch wenn die Lebenserwartung von Frauen im Durchschnitt höher ist als die von Männern. Frauen leben im Schnitt etwa 6 Prozent länger als Männer, verbringen aber rund 19,3 Jahre in mittel- bis schlechterer Gesundheit, im Vergleich zu 16,2 Jahren bei Männern.
Besonders alarmierend sind die steigenden Zahlen von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes bei Frauen. Schwangerschaftsdiabetes hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt, wobei Adipositas als Hauptursache genannt wird. Auch das Risiko für Typ-2-Diabetes, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und psychische Erkrankungen wie Depressionen ist bei Frauen höher als bei Männern.
Die Forschung zeigt, dass Frauen eine gezielte, geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung benötigen, um die bestmögliche Betreuung zu erhalten. Es ist dringend erforderlich, mehr in frauenspezifische Forschung zu investieren, geschlechtsspezifische Daten zu sammeln und auszuwerten und den Zugang zu spezifischer Versorgung zu verbessern.
Wenn diese Maßnahmen nicht ergriffen werden, könnte sich die Gesundheitskluft zwischen den Geschlechtern weiter vergrößern, insbesondere mit dem zunehmenden Einsatz von KI in der Medizin. Es ist an der Zeit, die Gesundheit von Frauen ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sie die gleiche Aufmerksamkeit und Betreuung erhalten wie Männer.