„Neuauflage des Medican-Prozesses: Angeklagter bestreitet Geständnis und schwört auf Unschuld“
„Millionen-Betrug mit Coronatests: Bochumer Unternehmer vor Gericht“
Vor dem Bochumer Landgericht hat am Montag (19.2.) ein zweiter Prozess um einen mutmaßlichen 25-Millionen-Euro-Abrechnungsbetrug mit Corona-Schnelltests begonnen. Angeklagt ist erneut der frühere Chef der bundesweit bekannt gewordenen Bochumer Firma „Medican“. Der 51-Jährige und seine Verteidiger wollen von einem einstigen Geständnis plötzlich nichts mehr wissen.
Rückblick: Die 6. Wirtschaftsstrafkammer am Bochumer Landgericht hatte den Chef der Firma Medican am 24. Juni 2022 zu sechs Jahren Haft verurteilt und den Familienvater zeitgleich sogar aus der Untersuchungshaft entlassen. „Der Angeklagte handelt mit einer Selbstbedienungsmentalität, die ihren Gleichen sucht“, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Schadensdimension sei wohl im negativen Sinne einzigartig.
Ursprünglich war auch der Sohn des Wattenscheider Unternehmers mitangeklagt worden, dessen Verfahren aber am Ende gegen eine Geldauflage in Höhe von 10.000 Euro eingestellt worden war.
Vorausgegangen war der Entscheidung ein umfangreiches Geständnis des heute 51-Jährigen, das abschließend Grundlage für eine offizielle Verständigung über das zu verhängende Strafmaß (sechs bis sechseinhalb Jahre Haft) gewesen ist.
„Es ist richtig, dass ich falsche Angaben in Bezug auf die abzurechnenden Corona-Schnelltests gemacht habe.“, hatte der Unternehmer seinerzeit erklären lassen. Und mit Blick auf eine Schadenswiedergutmachung: „Ich hoffe, am Ende alles wieder gutmachen zu können.“
Davon kam aber auch ans Licht: Schon sein Geständnis hatte der Medican-Boss damals flankiert von dem Kürzel „uEmF“ unterzeichnet. Was angeblich bedeuten sollte: unter Erpressung meiner Freiheit.
Zu Beginn des zweiten Prozesses wurde sofort klar: Der Bochumer Unternehmer denkt überhaupt nicht daran, sein einstiges Geständnis zu wiederholen. „Das Geständnis gibt es nicht mehr. „Der BGH hat alles auf Null gestellt“, betonte Verteidiger Björn Gercke im Anschluss an die Anklageverlesung.
Das Geständnis sei von dem Medican-Boss damals nur abgegeben worden, „weil er nicht mehr konnte“. Das Verfahren wird fortgesetzt.
Aufgedeckt wurde der „Skandal“ von Journalisten, die 2021 an Standorten der Medican-Testzentren in welchem Umfang getestet wurde und das mit den gemeldeten Zahlen verglichen worden war.